(Münster-Mecklenbeck) „Es ist, als ob man das letzte Kapitel eines spannenden Buchs beendet“, sagt Daniel Kortenkamp. 40 Jahre lang erforschte der emeritierte Psychologie-Professor aus Stevens Point im US-amerikanischen Bundesstaat Wisconsin die Geschichte seiner münsterischen Ahnen: Er korrespondierte mit dem Bistumsarchiv, mit dem Pfarramt St. Lamberti, mit der Stadt, er las Taufregister, und, und, und . . . Mit Erfolg: Jetzt kehrte er erstmalig dorthin zurück, wo die Gründung des amerikanischen Zweigs der Familie Kortenkamp begann.
Es war die „Bauerschaft Mecklenbeck Nummer 2“ am Aasee unweit der damaligen Steinburg und nördlich des heutigen Segelclubs Hansa, wo in einem kleinen Kotten die Ururgroßeltern lebten: Johann Heinrich Kortenkamp, ein Tagelöhner, und seine Ehefrau Elisabeth hatten fünf Nachkommen. Sie wanderten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Amerika aus - zuerst, im Jahre 1861, Anton Kortenkamp, der Urgroßonkel von Daniel Kortenkamp.
Die in Dyersville im Bundesstaat Iowa hinterlassenen eindrucksvollen Spuren Anton Kortenkamps waren es, die den ambitionierten Familienforscher seinerzeit zu den Studien veranlassten: Anton Kortenkamp - er absolvierte das Paulinum und studierte in Münster Theologie - wirkte von 1861 bis 1889 als Pionierpriester in der Diözese von Dubuque in Iowa, einem Landstrich im mittleren Westen, der erst kurz zuvor von Einwanderern besiedelt worden war. „Die St.-Francis-Xavier-Kirche, im Jahre 1990 durch päpstliche Proklamation zum Rang einer Basilika erhoben, war das Lebenswerk dieses frommen und tatkräftigen Pionierpriesters“, schreibt die münsterische Bistumszeitschrift „Kirche und Leben“.
Damit nicht genug: Der tatkräftige Seelsorger unterstützte auch seine Geschwister. Antons Bruder Heinrich, der Urgroßvater von Professor Kortenkamp, der sich in den Ziegelbrennereien im Südwesten Münsters als Arbeiter verdingte und dreieinhalb Jahre in der preußischen Armee diente, erwarb dank Antons Hilfe in Iowa eine Farm, um sich eine neue Existenz aufzubauen.
Die Ururgroßeltern - sie heirateten im Jahre 1830 in der St.-Mauritz-Kirche - verstarben noch vor der Auswanderung ihrer Kinder. Bestattet wurden sie auf dem ehemaligen St.-Lamberti-Friedhof. Daniel Kortenkamp und sein ältester Sohn David nahmen sich Zeit, um die Stätten ihrer Vorfahren zu besuchen. „Dort, wo heute der Aasee ist, hat mein Ururgroßvater in einem Fluss mit Fangkörben aus Weidenzweigen Fische gefangen“, zeigte sich Kortenkamp beeindruckt.
Dass es in Mecklenbeck eine Straße gibt, die den Namen der Familie trägt, ist den Kortenkamps aus Wisconsin nicht entgangen. Der Straßenname hat allerdings nichts mit dem Familiennamen zu tun. Er bezeichnet einen „kurzen Kamp“, was so viel wie „kurzes Feld“ bedeute. Das teilte dem Familienforscher bereits im Jahre 1971 die damalige Provinzialhauptstadt Münster mit. Tatkräftige Unterstützung bei der Spurensuche der Kortenkamps leistete bei einem Treffen in Mecklenbeck zudem der Vorsitzende des örtlichen Geschichts- und Heimatkreises, Karlheinz Pötter.
Wie klein die Welt sein kann: Die Vorfahren von Daniel Kortenkamps Mutter Ruth, geborene Tegeler, stammen übrigens aus Alfhausen-Thiene im Kreis Osnabrück. „Da fahren wir auch noch hin“, erklärte das Duo. Gleiches gilt darüber hinaus für die Wirkungsstätten der Ahnen von Prof. Kortenkamps Ehefrau Janet, deren familiäre Wurzel aus Süddeutschland stammen sollen.
Quelle: WN vom 20.05.2009, Münster, Stadtteile West - von Thomas Usselmann