Über Grenzen hinweg
Altenberge - Vor rund einem Jahr wurde Stenings Scheune auf dem Gelände des Heimatvereins eingeweiht. Gleichzeitig zog ins Obergeschoss die Abteilung für Genealogie und Familienforschung ein. Mittlerweile füllen sich die Regale mit Dokumenten, Fotos, Dias, alten Zeitungsartikeln und weiteren Schätzchen. Von Martin Schildwächter

Wilfried Borgschulte (l.) und Werner Witte haben viele alte Dokumente in ihrem Bestand. Der Heimatverein schaffte für sein Archiv in Stenings Scheune unter anderem neue Regale an. Foto: mas

Wilfried Borgschulte und Werner Witte sitzen vor dem Bildschirm und werfen einen Blick auf den PC. „Sehen Sie, hier ist beispielsweise das Personenstandsregister“, sagt Borgschulte. In mühevoller Kleinarbeit wurde der PC mit Daten gefüttert, damit auch nachfolgende Generationen Heimat- und Familienforschung betreiben können. Nebenan steht auf einem Tisch eine Repro-Einheit mit Kamera und Marko-Objektiv. Das Equipment ist auch notwendig, soll das Material der Altenberger vernünftig digitalisiert werden. Zur Ausstattung gehört auch ein Glas-Negativ-Scanner, mit dem bis zu zwölf Negative gleichzeitig eingescannt werden können, ergänzt Werner Witte.

 
Schätzchen
Mit der Eröffnung von Stenings Scheune vor rund einem Jahr hat die Abteilung „Genealogie“ des Heimatvereins im ersten Geschoss ihre Räume bezogen. Seitdem füllen sich die neuen Regale mit Papieren, Fotos, alten Zeitungsausschnitten und anderen Schätzchen, die dem Heimatverein zur Verfügung gestellt wurden. Nun werden sie nach und nach für die Nachwelt aufbereitet.

Dass die Rahmenbedingung dafür so gut sind, daran hat auch die Europäische Union einen beachtlichen Anteil: Denn aus dem sogenannten Leader-Projekt, das mit Mitteln aus Brüssel gespeist wird, wurden rund 50 000 Euro in das Genealogiezentrum im ersten Obergeschoss von Stenings Scheune gesteckt. Mit dem Geld wurden neben Scanner und Co beispielsweise auch deckenhohe Archivregale, säurefreie Kartons und weiteres Mobiliar angeschafft.

Brüssel
Im ersten Obergeschoss lagern verschiedene Nachlässe – dazu gehören beispielsweise auch die Unterlagen des Altenberger Heimatforschers Karl-Heinz Stening, der im vergangenen Jahr verstarb. „Wir erhalten auch Unterlagen von Höfen oder Privatpersonen“, erläutert Werner Witte. „Dabei stellt sich grundsätzlich die Frage, was aufbewahrenswert ist“, sagt Wilfried Borgschulte, der auch als Beisitzer im Vorstand der Westfälischen Gesellschaft für Genealogie und Familienforschung mitarbeitet.
 
„Interessant sind Lebensgeschichten“, sagt Borgschulte. Grundsätzlich, so der Fachmann weiter, „interessieren uns schöne, alte Sachen“. Oft liegen auf Bauernhöfen Jahrhunderte alte Unterlagen, die auch für die Nachwelt Wissenswertes enthalten.

„ Alle Unterlagen sind einsehbar. “
Werner Witte
Dass Familienforschung nicht an Gemeinde- und an Landesgrenzen halt macht, können Werner Witte und Wilfried Borgschulte aus eigener Erfahrung berichten. „Einige meiner Vorfahren kommen aus Holland“, sagt beispielsweise der 76-jährige Witte. „Der Stammsitz liegt in Graes.“ Das ist der kleinste Stadtteil von Ahaus und grenzt direkt an die Niederlande. Da verwundert es Witte, der auch zweiter Vorsitzende des Heimatvereins ist, nicht, dass nachbarschaftliche Beziehungen auch über Landesgrenzen hinweg bestehen. Und das mache Familienforschung erst spannend.

Der 69-jährige Borgschulte kann seinen Namen mit den Handelsbeziehungen zwischen Holland und Indien im 16. und 17. Jahrhundert in Verbindung bringen. Auf einem Schiff, dass in Richtung Indien aufbrach, tauchte unter den Crew-Mitgliedern der Name Borgschulte auf, hat der Heimatforscher herausgefunden. Die Schiffe starteten dabei von Texel aus. „Und genau hier mache ich jedes Jahr Urlaub“, erzählt Wilfried Borgschulte mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Zurück nach Altenberge: „Alle Unterlagen sind einsehbar“, sagen Witte und Borgschulte. Sie geben auch Auskünfte, wenn Interessierte allgemein Fragen zur Familienforschung oder Ortsgeschichte haben. Wenn es bei der eigenen Recherche etwas hakt, der Heimatverein kann möglicherweise helfen. Borgschulte weiter: „Wir bieten auch an, alte Schriften zu entziffern.“ Denn zu erfahren, wie Menschen früher gelebt, was sie gedacht haben, das ist für ihn „immer wieder ein großer Reiz“.
 
Wetfälische Nachrichten 23.05.2019


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