Das wandelnde Archiv vom Krummenkamp
HEEK Alfons Leusbrock ist Hobbyarchivar aus Leidenschaft. Seine Sammlung von Einladungen bis Totenzetteln ist nicht nur für seine Nachbarschaft eine Fundgrube.
Alfons Leusbrock wird schnell fündig, wenn er etwas sucht, denn er kennt sein Archiv in- und auswendig. Foto: Helmut Schwietering

Die Nachbarschaft Krummenkamp ist eine gesellige Truppe – und das seit vielen Jahrzehnten. Die älteren Anwohner können sich noch gut an die Anfänge erinnern. Die Beiträge wurden damals noch in Pfennigbeträgen kassiert und man habe mit diesem bescheidenen Budget immer ein tolles Fest auf die Beine gestellt – da sind sich alle einig.
Auch heute noch treffen sich die Anwohner immer wieder vor dem Spielplatz in der Nähe ihrer Andachtskapelle zu einem gemütlichen Beisammensein. Große Vorbereitungen und besondere Anlässe brauchen sie dafür meistens nicht. Anstelle einer Musikkapelle oder eines Diskjockeys haben sie eine eigene Livemusikern. Wenn Martha Kemper ihr Akkordeon auspackt, singen alle sofort mit. Das Lieblingslied heißt dann: „Nach Hause gehen wir nicht…“.
Feste und Feiern
Nachdem Maria und Erich Heming kurz zuvor ihre Goldhochzeit gefeiert hatten, war mal wieder ein Grund für ein Treffen gefunden. Unter anderem war von den Feierlichkeiten reichlich Kuchen übrig geblieben – solche Anlässe lassen sich die Krummenkämper natürlich nicht entgehen. Es war ein perfekter Grund für ein weiteres Treffen und schnell war ein Termin vereinbart. Man kommt von dem berühmten „Höltken up’t Stöcksken und auch die goldene Hochzeit von Bernhard Brüning und seiner Frau ist ein Gesprächsthema.
Alfons Leusbrock steht plötzlich auf und geht kurz nach Hause. Es dauert nicht lange und er kommt wieder mit einer Hand voll Zeitungsberichte, von denen einer aus dem Jahr 1964 stammt. Bernhard Brüning war zu dieser Zeit als Entwicklungshelfer im heutigen Malawi in Afrika tätig, den Zeitungsbericht hat Alfons Leusbrock neben vielen weiteren aufbewahrt.
Besuch vor Ort
Der Hobbyarchivar zeigt auf Anfrage bereitwillig bei einem weiteren Termin seine Sammlung an Zeitungsartikeln aus den letzten fünf bis sechs Jahrzehnten. Mehrere Ordner stapeln sich auf dem Tisch im Wohnzimmer, in denen sich auch viele Totenzettel befinden, von denen Leusbrock bereits vor längerer Zeit rund 500 Stück zusammen mit Anton Pieper an den Heimat- und Schützenverein weitergegeben hat. Mehrere Tausend, so schätzt er, hat er im Laufe der Jahrzehnte gesammelt und einen Großteil davon sorgfältig in Folie einsortiert und in vier Ordnern abgelegt.
Auch teilweise vergilbte Einladungen zu Festen der KAB und CAJ sind mit dabei, genau wie Zeitungsartikel über regionale und überregionale Ereignisse, die die Welt bewegt haben. Von Zeit zu Zeit blättert Leusbrock sein Archiv durch. Er und seine Frau wundern sich manchmal, wie lange das alles schon her ist.
Wenn man ihm zuhört, merkt man schnell, dass Alfons Leusbrock sein eigentliches Archiv im Kopf hat. Als „Poahlbörger“ kann er sich an viele Geschichten, Ereignisse und Gesichter aus der Heeker Vergangenheit erinnern. Ein Lachen huscht dann über sein Gesicht. Er weiß auch ziemlich genau, was er in welchem Ordner abgelegt hat, denn alles hat bei ihm seine Ordnung. Zu vielen Artikeln und Totenzetteln hat er eine Geschichte oder Anekdote parat und er könnte locker stundenlang kleine „Vertällkes“ zum Besten geben.
Treffen in Aussicht
Auch wenn es jetzt Herbst wird, werden die Nachbarn vom Krummenkamp einen Grund finden, sich zu treffen. Dann heißt es wieder: „Nach Hause gehen wir nicht…“. Und vielleicht holt Alfons Leusbrock dann wieder auf ein Stichwort seine Sammlung zum Vorschein.
 
19.09.2017 Münsterland Zeitung - Heek

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