Dr. Klaus-Dieter Luitjens (links) hat für sein Ortsfamilienbuch auch im Rheder Stadtarchiv recherchiert, wo ihm Berthold Kamps behilflich war. © Bernfried Knipping
Dr. Klaus-Dieter Luitjens (links) hat für sein Ortsfamilienbuch auch im Rheder Stadtarchiv recherchiert, wo ihm Berthold Kamps behilflich war.
Wer sich für die eigenen Rheder Vorfahren interessiert und Ahnenforschung betreiben möchte, der wird seit Neuestem auch im Internet fündig. Dr. Klaus-Dieter Luitjens (67) aus dem schleswig-holsteinischen Städtchen Wessels hat für Rhede ein „Ortsfamilienbuch“ erstellt.
Es umfasst die Namen von rund 50.000 Personen, die etwa von 1670 bis 1900 in Rhede gelebt haben. Sie sind alphabetisch nach Nachnamen sortiert und jeweils mit ihren Eltern, Kindern und Geschwistern verknüpft. Klickt man beispielsweise auf den in Rhede recht häufigen Namen Sieverding, werden 348 Treffer angezeigt. Ein Johann Sieverding etwa wurde am 16. März 1788 in Vardingholt getauft und ist am 1. Oktober 1821 gestorben. Am 31. Mai 1808 heiratete er in St. Gudula Anna Catharina Schüling und hatte mit ihr sechs Kinder (eins starb schon mit nur neun Tagen), die alle ebenfalls namentlich aufgeführt sind. So lässt sich online durch die ganze Familiengeschichte navigieren.
Internetrecherche bildete den Anfang
Den Impuls, sich überhaupt mit Ahnenforschung zu beschäftigen, habe er 1999 bekommen, berichtet Luitjens, der im Hauptberuf Chefarzt der Unfallchirurgie im Krankenhaus in Heide (Schleswig-Holstein) war und seit zwei Jahren pensioniert ist. Als er den ersten Internetanschluss hatte, habe er aus Spaß mal seinen eigenen etwas seltsam klingenden Nachnamen in die Suchmaschine eingegeben. Er knüpfte Kontakte zu anderen Ahnenforschern und hielt schließlich sein erstes - noch gedrucktes - ostfriesisches Ortssippenbuch in den Händen hielt, worin er sich über Indexziffern durch die Familien durcharbeiten konnte.
Eigene Familie reicht bis nach Frankreich
Nachdem er seine eigenen Familienlinien in Ostfriesland, aber auch am Niederrhein, im Salzburger Land und in Frankreich bis ins 16. Jahrhundert hinein erforscht hatte, widmete sich Luitjens der Familie seiner Frau, deren Vorfahren väterlicherseits aus Vardingholt stammen. Die beiden hatten sich 1984 kennengelernt, als Luitjens als Assistenzarzt in der Chirurgie im Marienhospital in Borken tätig war und Anne Sieverding dort als Krankenschwester arbeitete. Die Ahnenforschung im Münsterland erwies sich allerdings als das reinste Puzzlespiel. Denn aufgrund des früheren Höferechts gab es viele identische Nachnamen. „Wenn damals ein Mann einheiratete, übernahm er den Namen des Hofes“, so der Hobby-Ahnenforscher. Zudem waren die Eltern von damals bei den Vornamen nicht besonders kreativ, sodass auch die oft identisch waren.
Verzeichnis aller Taufen und Hochzeiten
Immerhin gibt es im Bistum Münster den „Status Animarum“ von 1749 - ein Verzeichnis aller Taufen, Hochzeiten und Todesfälle. Sich da schrittweise durchzuwühlen, sei „Detektivarbeit“ gewesen, sagt Luitjens - zumal die eigentlich gleichen Namen oft unterschiedlich geschrieben waren. „Wenn die Leute nicht schreiben konnten, hat der Pfarrer den Namen lautmalerisch notiert.“ Hilfe gab es im Rheder Stadtarchiv, wo unter anderem Abschriften der Kirchenbücher von St. Gudula bis zum Jahr 1800 vorliegen.
Selbst geschriebenes Programm
Über die Jahre habe er eine Datenbank mit 50.000 Personen aufbauen können, aus der er mit einem selbst geschriebenen Programm ein Ortsfamilienbuch als Datenbank und als PDF-Dokument erzeugte. Auf die gedruckte Form verzichtete Luitjens. „Die würde 1800 Seiten umfassen und wäre zu statisch.“
Für ihn persönlich sei die Ahnenforschung eine willkommene Abwechslung zu seinem stressigen Berufsleben gewesen, sagt der pensionierte Chefarzt. Die detektivische Suche führe zu „kleinen Glücksgefühlen, wenn man nach mühsamer Recherche fehlende Bindeglieder entdeckt“. Das Ortsfamilienbuch sei das „Tüpfelchen auf dem i“. Er habe die Hoffnung, dass anderen damit die Erforschung ihrer Familie erleichtert werde.
Zu finden ist es online unter https://ofb.genealogy.net/rhede/.
10.07.2024 Bocholter Borkener Volksblatt - von Carola Korff